"Crisantemi" für die Damen!
Eine neue Formation aus den Reihen des Mozarteum Orchesters stellte
sich am Donnerstag (23.10.2008) im ersten Konzert des "Freunde"-Zyklus
vor.
26/10/08 Wenn sich vier Damen des Mozarteum Orchesters zusammenschließen,
zeigen sie, dass auch sie die Hosen anhaben. Doch sind die weiß
und fügen sich zu einem duftigen Gesamtbild, dass einem schon
durch den optischen Eindruck das Herz aufgeht. Der Namenspatronin
gereicht das charmante Ensemble jedenfalls zur Ehre.
Das engagierte Programm wurde mit Beethovens Streichquartett op.
18 Nr. 4 in c-Moll eröffnet. Ein kräftiges Werk, in dem
einerseits Papa Haydn seine Überhöhung findet, andrerseits
der junge Wilde mit Ungestüm seine Sonderstellung einfordert.
Daniela Galler, seit 2004 Stimmführerin im Mozarteum Orchester,
bewältigt hier die virtuosen Ansprüche der ersten Stimme
klaglos. Claudia Kugi, Eva Sollak an der Viola und Susanne Müller
am Cello stürzen sich mit Leidenschaft in diese großartige
Klanglandschaft mit ihren zahlreichen Strudeln wilder Modulationen.
Auch keine Beschaulichkeit im Scherzo (Andante scherzoso quasi allegretto),
das gleich mit einem Fugato einsetzt und dessen elementare Motive
stellenweise an die verstörende Kraft der späten Fuge
erinnert. Nach dem Menuett beendet ein Energie geladenes Allegro
den für sich allein stehenden Block aus der Klassik.
Anton Weberns „Langsamer Satz für Streichquartett“
(1905), nach der Pause Puccinis „Crisantemi. Elegia per quartetto
d’archi“ (1890) und Ravels Streichquartett in F-Dur
(1902/03) fügen sich stilistisch harmonisch zusammen. Allen
eignet eine vergleichbare spätromantische Musikalität.
Webers wohliger Klangteppich lässt uns in lässiger Spannung
von Feld zu Feld schreiten, ohne das Bewusstsein herauszufordern,
dass sein Werk das Späteste ist - vom späteren Komponisten
gar nicht zu sprechen. Puccini und Ravel haben ein rhapsodisches
Element gemeinsam. Der kurze klangliche Bogen der „Crisantemi“
lässt manchmal den Gedanken an die Musik Piazollas aufkeimen.
Ravel setzt mit seinen vier Sätzen den finalen Gegenpol zu
Beethoven. Obwohl am modernsten, teilt er mit seinem Vorfahren die
Lust an ekstatischen Ausbrüchen. Im energischen letzten Satz
„Vif e agité“ bestechen tänzerische und
effektgeladene Bewegungen, in sich kohärente ostinate Motive
und thematisch ständige Rück- und Querverweise bei offener
Entwicklung.
Dem jungen Quartett ist viel Erfolg zu wünschen. Man darf
sich darauf freuen, durch welche musikalischen Gefilde es uns in
Zukunft zu führen bereit sein wird.
Von Erhard Petzel
|